Am 4. Juni, der Freitag nach Fronleichnam 2021, bin ich zu einer längeren Radtour aufgebrochen. Von meinem ehemaligen Arbeitsplatz, der VHS Völklingen im Alten Rathaus, wollte ich an der Grenze entlang ganz Deutschland umrunden.

Auf ungefähr 5.130 Kilometern hat mich die Strecke diesseits der Grenzlinie durch die 12 Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg geführt. Jenseits warteten die neun Anrainerstaaten Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande, Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich und Schweiz auf meinen Besuch. Aufgrund der hohen Inzidenz, musste ich auf einen Besuch der Niederlande verzichten – sonst hätte ich evtl. in Quarantäne gemusst und die gesamte Tour wäre damit zunichte gemacht worden.

Von den vier geplanten Besuchen der Zipfelpunkte Deutschlands (im Westen: Isenbruch in der Gemeinde Selfkant; im Norden: Halbinsel Ellenbogen auf Sylt; im Osten: Gemeinde Neißeaue im Landkreis Görlitz; im Süden: Grenzstein 147 am Haldenwanger Eck bei Oberstdorf) habe ich nur den Norden und den Osten absolviert. Der Westen ist der geänderten Planung zum Opfer gefallen, der Süden wurde aufgrund fehlender Wanderschuhe ausgelassen.

Wenn möglich orientierte ich mich nahe an dem Verlauf der Grenze. Klar, die Zugspitze war nicht integraler Bestandteil der Tour, wenngleich sich dort im Schneeferner Haus ein Grenzposten befindet. Wo es also aufgrund der geografischen Gegebenheiten nicht möglich war oder aber reizvolle Orte dies erforderlich machten, wurde der Grenzweg durchaus auch einmal verlassen.

Grundsätzlich plante ich – bevorzugt auf Radwegen und ruhigen Nebenstraßen – zwischen 60 und 100 Kilometer am Tag unterwegs zu sein. Hier werde ich mich bei einer künftigen Tour bestimmt noch besser vorbereiten. Die Wege entlang der viel befahrenen Straßen (auch als ausgewiesener Radweg), haben mich doch sehr genervt. Der Verkehrslärm nimmt einem Radler einfach viel Spaß.

Wie man sieht, plante ich eine gemütliche Runde, die mir Zeit lies, die Strecke zu genießen. Und diesen Genuss habe ich versucht auf diesem Blog mit euch teilen. Ich habe daher viele Fotos von der Strecke geschossen, meine Eindrücke niedergeschrieben und auch dein ein oder andere Geschichten gesammelt. Erfahrungsgemäß hat ja jeder Ort Geschichten, die nicht wirklich bekannt sind. So gibt es beispielsweise aus meinem Heimatort Völklingen zu berichten, dass man dort einen Dampfwagen gebaut hat. Wäre ein entscheidendes Ventil rechtzeitig aus England geliefert worden, wäre statt der Strecke Nürnberg-Fürth die Strecke Geislautern-Völklingen in die Eisenbahn-Geschichte eingegangen. Stattdessen steht der Nachbau des Geislauterner Dampfwagens heute in Fürth im Eisenbahnmuseum.

Die Technik

Zwei bis drei Monate mit dem Rad unterwegs zu sein, bedarf einer gründlichen Planung. Zunächst ist es wichtig eine verlässliche Ausstattung mitzuführen. Im Mittelpunkt steht hier natürlich das Rad. Nach vielen Jahren und etlichen Kilometern auf dem „Bio-Bike“ hat mich ein Hinterwand-Infarkt 2020 zur Umstellung auf ein E-Bike gezwungen. Also musste ein neues Rad ins Haus. Und dieses Teil sollte tourentauglich sein.

Welche Bedingungen mussten unbedingt erfüllt sein? Mit 1,91 m und 97 kg (bis zum Start der Tour hoffentlich noch ein paar Gramm weniger) ist zunächst einmal ein großer Rahmen und ein zulässiges Gesamtgewicht um die 150 kg wichtig. Da ja auch ein paar Kilo Gepäck transportiert werden müssen, wurde dem Gepäckträger besondere Beachtung geschenkt. Vorzugsweise sollte der Träger fest mit dem Rahmen verbunden sein und über einen SnapIt-Adapter verfügen. Selbstredend, dass das Rad über eine Straßenzulassung verfügen muss. Also Licht, Glocke und dergleichen sind verpflichtend. Schutzbleche schon alleine aus praktischen Gründen unerlässlich. Man will ja unterwegs nicht täglich waschen.

Für den Komfort wünsche ich mir eine Luftfedergabel und eine gefederte Sattelstütze. Ein verstellbarer Vorbau ist für meinen Körperbau auch ein Muss. Für die gute Gewichtsverteilung sollte es ein Mittelmotor sein. Längere Strecken bis über 100 Kilometer benötigen einen ausreichend großen Akku, vorzugsweise mit 625 Wh.

Für die Sicherheit sind gute Hydraulik-Scheibenbremsen ein unverzichtbares Feature.

Nach sorgfältiger Überlegung und Prüfung der verfügbaren finanziellen Mittel, fiel die Wahl auf ein Cube Kathmandu Hybrid SL 625 Modell 2021. Hier sind alle Anforderungen zu einem bezahlbaren Preis erfüllt und es gibt darüber hinaus noch ein Bosch Nyon mit integriertem Navi und der Möglichkeit einen EKG-Gurt über Bluetooth zu verbinden.

Zwei kleine Details mussten noch verbessert werden: Die Pedale wurden durch Kombi-Pedale mit Klick- und Plattformmodus getauscht. Ein Klickpedal macht zwar nur bedingt Sinn bei einem E-Bike, ist aber für längere Strecken um eine optimale Fußstellung zu erzwingen, sehr empfehlenswert. Außerdem wurden die ergonomischen Griffe um Lenkerhörnchen erweitert. Einfach um auf längeren Strecken etwas Abwechslung in die Handstellung zu bringen.

Aus Gewohnheit habe ich schlussendlich noch den Sattel gegen meinen gut vermessenen und eingefahrenen SQLab ausgetauscht.

Eine ausführliche Zusammenfassung meiner Erfahrungen mit der kompletten Technik werde ich als eigenen Blogbeitrag veröffentlichen.