Grenzradeln.de
Close

Ruhetag in Hof an der Saale

Ruhetag in Hof an der Saale

Ein innovatives Konzept?

Heute ist mal wieder Ruhetag und mittlerweile hat sich da schon eine gewisse Routine eingespielt: etwas länger schlafen, gemütlich frühstücken, sich auf die Suche nach einem Waschsalon machen und manchmal auch einen Radservice suchen.

Aber jede Stadt hält die eine oder andere Überraschung bereit – so auch Hof an der Saale. Hier ist zunächst einmal der super, hypermodernste Waschsalon aller Zeiten. Mit Biogas betriebenen Trocknern und Waschmaschinen, die ausschließlich mit Ökostrom gefüttert werden. Der Laden ist neu und super sauber – so sollte es überall sein. Die Maschinen sind schnell und tun was sie sollen – sie machen meine Wäsche sauber. Nach etwas mehr als einer Stunde ist alles wieder wie neu und sogar schon getrocknet. Auch der Preis für Waschen, Waschmittel und Trocknen ist mit 6,50 € absolut fair. Also dickes Lob an den Betreiber clean by nature!
Beim Streifzug durch die Stadt fällt aber noch eine Sache direkt ins Auge. Da fährt ein Kleinbus ohne Fahrer. Die Passagiere sitzen ganz entspannt in dem Vehikel und scheinen es normal zu finden durch die Fußgängerzone ganz ohne Steuermann kutschiert zu werden. Das Fahrzeug sieht bequem aus und scheint auch sicher zu sein – immerhin fährt es durch eine stark bevölkerte Straße. Toll?

Oder vielleicht doch nicht ganz so super. Wenn die Sache Schule macht, gibt es bald keine Busfahrer mehr, auch keine Taxi-, LKW- und überhaupt Autofahrer mehr. Klar wäre das zunächst mal gut, die eigenen Fahrzeuge wären damit auf einen Schlag obsolet. Man bräuchte nur einzusteigen, das autonome Vehikel bringt dich wohin du willst und wartet dort auf neue Kundschaft.

Soweit so gut – aber was machen die ganzen Leute, die als Fahrer ihren Lebensunterhalt bestritten haben, sich stolz Könige der Landstraße nannten und jetzt umschulen müssen – nur zu was? Wie immer hat die Medaille zwei Seiten und erinnert mich sehr an den Zweiteiler aus den siebziger Jahren „Dreht euch nicht um – der Golem geht rum“, in dem der Freizeitzwang das größte Problem darstellte.

Genug von diesen Dystopien – Hof ist ein schönes Städtchen mit wunderbaren Spazierwegen in den Saaleauen. Und auch sonst ist die Stadt innovativ, selbst in der Kirche. Die Weihwasserbecken sind dort nämlich gähnend leer. Anstelle des ritualartigen Griffs ins Becken muss der gläubige Christ nun kräftig aufs Fußpedal drücken, um dem kontaktlosen Spender das geheiligte Wasser zu entlocken. Da sag noch einmal jemand, die Kirche sei rückständig.

Und der Jakobsweg geht durch die Stadt – nur 2330 km bis Santiago de Compostela, da könnte man ja vielleicht noch was anhängen.

Related Posts