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43. Etappe von Dürrhennersdorf nach Dresden

43. Etappe von Dürrhennersdorf nach Dresden

Die Schweiz

Was hat mich nur geritten, in Dürrhennersdorf Station zu machen? Klar, der Weg bis direkt nach Dresden wäre zu weit gewesen und irgendwie hat sich das Schützenhaus als Zwischenstopp angeboten. Besser wäre ich aber noch 20 bis 30 km weiter gefahren und hätte dann heute eine kürzere Etappe gehabt. Damit wäre einfach für Dresden mehr Zeit geblieben – aber trotzdem immer noch viel zu wenig. Hier muss ich auf jeden Fall noch einmal hin – wirklich eine tolle Stadt.

Wenn ihr meine Strecke nachfahren möchtet und nicht auf meine Warnung hört, dann lasst euch im Schützenhaus von Dürrhennersdorf keinesfalls das Zimmer 10 andrehen. Man kann viel Negatives über dieses Zimmer sagen, aber eine Sache muss ich hier dann doch mal los werden. Als ich heute morgen versuche vor der Abfahrt alle Lichter auszuschalten habe ich versehentlich die Deckenlampe eingeschaltet. Das ansonsten dunkle Zimmer wurde plötzlich in ein intimes Rot getaucht – gut, dass ich diesen Fehler nicht schon gestern Abend gemacht habe. Diese Assoziationen will man nicht vor dem Einschlafen haben.

Im Dorf halte ich noch an, um die Häuser mit dem typischen Baustil der Sachsen zu fotografieren. Schließlich bin ich ja auch ein bisschen auf der Walz und weise daher auf die Gaupen der Häuser hin. Eigentlich nur ganz kleine Fensterchen, die sich in einer Welle in die Dachform einschmiegen – interessant.

Dann komme ich an einen Bahnübergang, der derart gesichert ist, dass der Radfahrer mit Gepäck echte Schwierigkeiten hat auf die andere Seite zu gelangen. Mit Kraft gelingt es schließlich, ohne das ganze Gepäck abschnallen zu müssen. Wer denkt sich so etwas aus? Und dann kommen die Augenblicke, in denen man die Namensgebung dieser Gegend versteht. In der sächsischen Schweiz gibt es wirklich schon die ersten Berge. Die Anstiege sind knackig und dementsprechend schweißtreibend. Ich habe heute rund 90 km vor mir – also muss ich mit dem Akku achtsam umgehen. Das bedeutet, ich fahre in der kleinsten Unterstützungsstufe wann immer es geht. Und es geht mittlerweile fast immer – das Training zahlt sich aus.

Die Anstrengung wird mit einer wunderbaren Fernsicht belohnt. Und wo es bergan geht, geht es auch irgendwann wieder bergab. Leider fährt man hier oft auf loser Brasche und kann nicht richtig laufen lassen. Niemand will sich ja verletzen. Daher werden die Bremsen mehr abgenutzt als mir lieb ist. In Rathewalde ist ein wirklich genialer Aussichtspunkt mit 360 Grad Ausblick – sehr lohnenswert.

Und dann kommt nach ganz kurzer Fahrt die Abfahrt zur Elbe. Man fährt durch einen Wald, der Weg führt durch eine Sandsteinschlucht. Absolut beeindruckend schön. Da möchte man fast jeden Stein fotografieren – einfach gigantisch. Gott sei Dank treffe ich auf ein nettes Paar, das auf dem Weg nach Hamburg an der Elbe entlang fährt. Die beiden machen ein schönes Foto, auf dem ich durch die Sandsteinschlucht fahre. Tolle Erinnerung – außer der in meinem Kopf natürlich.

Und wenn ich bislang mit dem Begriff Elbflorenz noch nix anfangen konnte, dann weiß ich jetzt warum mich die Fahrt an der Elbe entlang derart an Hamburg erinnert. Hamburg liegt auch an der Elbe, aber schaut euch die Villen, Schlösschen und Paläste an den beiden Ufern an. Klar, zu DDR Zeiten standen diese Häuser sicher alle leer. Niemand wollte ja was Besseres sein und als Gleicher unter Gleichen kann man in solchen Auswüchsen des Kapitalismus sicher nicht wohnen. Als Jugendferienlager eignen sich die in Stein gegossenen Zeichen des Erfolgs sicher auch nicht. Also musste man wohl oder übel auf die Nutzung verzichten.

Oder sollte ich mich da irren und es gab doch ein paar wenige, die gleicher waren?

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