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49. Etappe von Bärnau nach Stein

49. Etappe von Bärnau nach Stein

Ein denkwürdiger Tag

Gut, dass ich gestern vernünftig mit meinen Kräften gehaushaltet habe, heute wurde jedes Korn gebraucht. Der Start in den Tag war schon durch den heftigen Regen, der in der Nacht begonnen hatte, nicht wirklich glänzend. Die Prognose von Komoot hat zwar ein wenig Hoffnung gemacht, dass bei einem späten Start nach 12.00 Uhr die Etappe nahezu regenfrei verlaufen könnte. Aber der Wirt in Bärnau hat mehrfach gesagt, heute regnet es den ganzen Tag! Er kennt die Gegend und kann hoffentlich auch den Himmel deuten.

Nachdem gegen 10.00 Uhr auch Komoot keine Aussage mehr zur Wetterentwicklung machen wollte, auch dem Satellitenbild der Wetterapp eine Regenwolke die nächste jagte, stand mein Entschluss fest. Regencape an und los, wenn man ja mal nass ist, kann’s ja nicht mehr schlimmer werden.

Weit gefehlt – schlimmer war dann auch noch die Streckenführung. Eigentlich wollte ich den EV13 (Eiserner-Vorhang-Radweg) fahren, der laut Kartenmaterial ziemlich genau meiner heutigen Strecke folgt. Die Beschilderung heraus aus Bärnau ist auch tadellos und das macht Mut, dass die Etappe dann doch nicht so schlimm wird.

Es zeigt sich aber, dass man es bei den Schildern hat bewenden lassen. Der von der EU co-finanzierte Weg läuft entlang der normalen Straßen (ohne eigenen Radstreifen) oder einfach durch Waldwege. Da habe ich mich in Polen aufgeregt, dass so was passiert – in Deutschland geht das offensichtlich auch. Leider bringt das Kartenmaterial offensichtlich auch Komoot durcheinander, so finde ich mich bei strömendem Regen an der Quelle der Naab wieder. Da wollte ich genauso wenig hin wie an den geografischen Mittelpunkt Europas. Den zumindest habe ich mir tatsächlich erspart. Bei besserem Wetter wäre es mal ein Foto wert gewesen – da aber etliche Mittelpunkte von Europa existieren, konnte ich mir diesen (vom bayrischen Rundfunk ermittelten) bei den Wetterverhältnissen sparen.

Fakt ist, dass ich über immer kleinere Wege immer höher gefahren bin. Letztendlich musste ich sogar schieben, da das Wurzelwerk der Bäume, der Matsch und die Pfützen die Bergfahrt unmöglich gemacht haben.

Endlich komme ich dann auch wieder an einen befestigten Weg mit unendlich vielen Hinweisschildern. Auch bei dem Grenzbegriff ist man uneinig: schreibt die bayrische Staatsregierung noch Staatsgrenze, steht an anderer Stelle Landesgrenze. So ist das mit dem Föderalismus. Deshalb heißen die Landstraßen in ganz Deutschland Landstraße, in Bayern sind es Staatsstraßen.

Endlich hört der Regen auf, kalt bleibt es trotzdem. Kein Wunder – bin ich doch ganz in der Nähe des ersten Skilifts. In Pleystein nutzt die örtliche Blasmusik die Regenpause und spielt schnell mal ein paar Lieder, bevor der nächste Regen fällt. Ich habe Glück, bis zum Ziel fällt kein Regen mehr. Es ist zwar völlig wolkenverhangen – aber trocken.

Nun erwartet mich noch eine kleine Überraschung beim Steiner-Wirt, meinem heutigen Gastgeber. Auf meine Frage nach dem Zimmer tut er ganz erstaunt – gespielt oder echt kann ich nicht beurteilen. Gut – ich bekomme mein Zimmer – alles andere wäre heute nach über 1000 Höhenmetern gar nicht gut gewesen.

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