Ein perfekter Radtag
Bei wunderbarem Sonnenschein und milden Temperaturen habe ich mich zeitig auf den Weg nach Rostock gemacht. Der Ostseeradweg ist hier gut ausgebaut und verläuft meist auf ruhigen Wegen. Hin und wieder fährt man ein wenig erhöht und hat einen tollen Blick auf die Ostsee, die heute bei strahlendem Sonnenschein richtig einladend aussieht.
Die Weizenfelder entlang des Weges sind erntereif und erinnern mit ihrer Farbe ein wenig an eine Sandwüste. Tatsächlich sind die Dimensionen auch ähnlich. Weizen soweit das Auge reicht, da fällt mir der Roman „Unterleuten“ von Juli Zeh ein. Der muss hier irgendwo gespielt haben.
Weiter geht’s nach Kühlungsborn. Hier stehen herrliche Villen mit direktem Meerzugang – auch als Hotel. Das könnte mir gefallen und hier wird auch mal eine kleine Pause mit Weizenbier und Krabbenbrötchen eingelegt. Aller erste Sahne dieser Pausenplatz – das Rad steht direkt vor dem Biergarten und ich muss nicht einmal abschließen.
Auf jeden Fall ein toller Platz, der neben der herrlichen Strandlage auch schöne Buchenwälder im Hinterland hat. Einfach eine schöne Kombination. Und da fragt man sich doch, was mit den Villen und schicken Nobelhotels in der DDR Zeit gewesen ist. Haben dort vielleicht ganz besonders verdiente Proletarier Urlaub machen dürfen. Das werde ich aber sicher auch noch erfahren – man muss die Leute ja nur fragen.
Die Einfahrt nach Rostock ist dann doch wieder etwas ernüchternd. Es geht entlang der Bundesstraße vorbei an den Konsumtempeln der Außenbezirke. Ein Blick nach hinten mahnt zur Eile. Offensichtlich verfolgt mich eine dunkle Regenwolke. Mal schauen wer schneller ist.
Ich! Mit viel Glück erreiche ich mein Hotel, kann noch einchecken und den Regen bei einem Latte Macchiato genießen. Während dessen treffe ich einen Radler aus der Schweiz, den ich offensichtlich auf der Strecke überholt habe. Er erzählt mir, dass er mit dem Nachtzug nach Hamburg gefahren ist und dort seine Tour gestartet hat. Er möchte aber nicht bis zur polnischen Grenze – ist ihm zu weit. Er will schon morgen wieder Richtung Süden radeln und zurück in die Heimat. Ein bisschen beneide ich seine Freiheit – er hat nix vor gebucht und verlässt sich einfach auf sein Glück. Ich drücke ihm die Daumen.