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32. Etappe von Greifswald nach Wolgast

32. Etappe von Greifswald nach Wolgast

Als Radler hat man Sorgen, die haben andere nicht 🙂

Den gestrigen Ruhetag konnte ich im Störtebeker Braugasthaus bei strahlendem Sonnenschein wirklich gut abschließen. Das Krönchen hat dann noch das erzielte und von mir erhoffte Ergebnis bei der EM draufgesetzt.

Heute Morgen habe ich mich wieder zeitig auf den Weg gemacht, obwohl die Strecke mit etwas über 50 km dies nicht erfordert hätte. Dachte aber, dass ich dann vielleicht unterwegs mal eine längere Pause einlegen kann. Zunächst hat Greifswald noch einen dringenden Stopp erfordert. Die Klosterruine Eldena aus dem Jahr 1199 ist unbedingt sehenswert und lag noch dazu an meiner Strecke.

Ich fahre den Ostseeradweg direkt an der Küste entlang. Und ich muss sagen, hier ist dieser Weg wunderschön. Es geht durch dunkle Wälder mit uralten Baumriesen auf der einen und Steilküste mit Sandstrand auf der anderen Seite. Noch nie habe ich gesehen, dass der Wald bis so dicht an die Ostsee reicht. Dann kommen zwischendurch wieder ausgedehnte Weizenfelder – da wird es langsam Zeit, dass die Ernte eingeholt wird. Durch die starken Niederschläge der letzten Tage liegt das Korn oft schon flach.

Hier muss ich auch noch ein Foto von meinem Rad am Strand schießen, schließlich neigen sich die Tage am baltischen Meer dem Ende entgegen.

Ich komme durch die Bungalowsiedlung Loissin und muss das Schild fotografieren. Habe ja schon viele Aufschriften auf Ortsschildern gelesen, aber Bungalowsiedlung ist neu. Da fehlt eigentlich nur noch der Zusatz „Staatlich anerkannter Erholungsort“.

In Lubmin mache ich dann meine Pause mit Latte und heißer Waffel – lecker. Jetzt kann man auch auf die Windjacke verzichten. Die Sonne hat ihren Weg durch die Wolkendecke gefunden und die Badegäste strömen an die Seebrücke.

Leider stehen in Lubmin aber auch die Überreste des ehemaligen DDR Kernkraftwerkes. Hier entsteht gerade ein neuer Ausbildungsberuf – Kraftwerksrückbauer. Hat Zukunft – wird sicher in den nächsten Jahren noch vielerorts benötigt.

Vorbei geht es an Kröslin, einem verhältnismäßig idyllischen Fischerdörfchen. Und dann muss ich doch eine Vollbremsung hinlegen. Plötzlich stehe ich neben einem Feld blühender Sonnenblumen. Die müssen heute erst aufgegangen sein. Wunderschön anzusehen und Bienen und Hummeln haben ihre Freude. Das ganze Feld brummt.

fbt

Nach kurzer Fahrt erreiche ich die Herzogstadt Wolgast. Auch eine schöne Bezeichnung, aber Bungalowsiedlung toppt alles. Hier ist auch die Peene Werft, in der die 2018 ins Gerede gekommenen Patrouillenboote für Ägypten gebaut werden. Ursprünglich sollten die Boote an Saudi-Arabien geliefert werden. Aufgrund eines Exportverbotes musste man die Boote kurzerhand nach Ägypten liefern. „Bauer“nweisheit des Tages: „Honi soit qui mal y pense“

Nachdem ich mein schönes Speicherhotel bezogen habe, brauche ich das obligatorische alkoholfreie Weizenbier. Und da sitzen auch zwei junge Frauen mit Windhund, die mich an- oder auslachen, wer weiß das schon? Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass sie meine Füße gesehen haben, die ausnahmsweise nicht in Radschuhen stecken. Die UV-Strahlung hat ihre Wirkung gezeigt. Sie meinen, normalerweise sei das genau anders rum. Füße schwarz und Beine weiß. Aber ich bin ja frisch geduscht. Am Schmutz liegt es nicht.

Während unseres Gesprächs beweisen die beiden Ortskenntnis und erklären, dass ihr ehemaliger Staatsratsvorsitzender ja auch aus dem Saarland kommt. Als ich dann noch sage, dass ich am 25.8. beabsichtige ins Saarland zurückzukehren, wissen sie, dass Erich an diesem Tag seinen Geburtstag feiern würde, würde er noch leben. Aber da es der 109. wäre, ist dies doch sehr unwahrscheinlich. Selbst die größten Verschwörungstheoretiker glauben sicher nicht mehr, dass er immer noch lebt.

Ein kurzer Rundgang durch das Städtchen zeigt, dass es auch hier schön ist. Am Eingang zur St. Petri Kirche lädt mich ein Plakat ein, den Turm zu erklimmen. Da ich heute nur eine kurze Strecke gefahren bin, beschließe ich spontan, die versprochene Aussicht auf den Peenestrom und die Insel Usedom zu genießen. Leider sagt mir die Aufsicht aber, dass ich zu spät dran bin und den Turm erst morgen besteigen könne. Pech gehabt – so könnt ihr keine Bilder aus schwindelnder Höhe genießen.

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