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36. Etappe von Schwedt (Oder) nach Letschin

36. Etappe von Schwedt (Oder) nach Letschin

Natur pur

Leider war Schwedt eine ziemliche Enttäuschung. Die Tatsache, dass ich im Biergarten meines Hotel trotz vorheriger Tischreservierung am Katzentisch platziert  (da nervt mich schon der Begriff) wurde, war ja schon Enttäuschung genug. Die Tatsache, dass mein Essen maximal zwei Minuten nach der Bestellung serviert wurde, hat mir dann doch zu denken gegeben. Das Bier war jedenfalls frisch gezapft und hat die obligatorischen sieben Minuten gebraucht.

Da denkt man sich doch, dass es mal wieder Zeit wird, etwas richtig Gekochtes zu essen. Dieser ganze vorgekochte Convenience Fraß geht mir wirklich nicht mehr ab. Also nehme ich mir vor, in Zukunft nur noch Sachen zu bestellen, die nicht so weit vorne auf der Karte stehen – und schon gar nicht die „Spezialität“ des Tages. Nun gut, Schluss damit – ich wurde satt, hab zu viel dafür bezahlt und jetzt kommt ein anderes Thema.

 

Nämlich die unheimlich schöne Natur, die man am Oderbruch erleben kann. Da fliegen Vögel, von denen man nicht einmal weiß, wie sie heißen – jedenfalls nicht „Hansi“ wie alle Kanarienvögel aus meiner Jugend. Plötzlich stehen Rehe nicht weit vom Radweg. Scheu sind die Tiere auch nicht und schauen dich nur neugierig an. Nach dem Motto, warum fährt dieser Mensch soweit auf seinem Drahtesel.

Hier ist die Natur wirklich noch in Ordnung, immer am Grenz- und Wildschweinzaun entlang. Ab und an triffst du mal einen entgegenkommenden Radler oder überholst Radler, die in deine Richtung fahren. Vielleicht auch mal ein paar Hobby-Kapitäne auf der Oder. Das war’s – sonst sind hier keine Menschen über viele Kilometer.

Und dann – wie aus dem Nichts – kommt eine kleine Kneipe mit angeschlossenem Getränkehandel. Da kann man nicht vorbeifahren. Das geht anderen Radlern nicht anders, dementsprechend gut ist der Laden besetzt. Die Bedienung ist freundlich, die Preise sind korrekt und ein nettes Gespräch mit anderen Radlern gibt es auch. Und nicht zu vergessen – jeder durfte sich seinen Platz selbst aussuchen!

Da radelt es sich die letzten Kilometer doch gleich viel entspannter. Der Tag wird noch gut, auch wenn sich am Himmel dunkle Wolken zusammenziehen und bis zu 250 Liter Starkregen von der Wetter-App prognostiziert werden. Aber die Dämme an der Oder sind fast so hoch wie die an der Nordsee – hier hat man Vorsorge getroffen, das beruhigt.

Und dann kommt er – Radler’s Hof, nur hundert Meter hinter dem Wildschweinzaun gelegen. Das Erste was ich sehe, ist ein großer Vogel auf dem Dach. Ich sage gleich, oh wie schön – ein Pelikan. Mit freundlichem Lächeln wird der Hobby-Ornithologe aufgeklärt, dass es sich um einen Storch handelt. Wusste ich doch – klar, habe mich nur versprochen.

Nach einer sehr netten Begrüßung durfte ich dann (viel früher als eigentlich vorgesehen) mein Zimmer beziehen. Und schließlich habe ich doch das bestellt, was hier wohl oft genommen wird. Siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil, ich glaube ich habe auf der ganzen Tour keinen derart frischen und leckeren Salat gegessen. Da freu ich mich doch gleich schon auf das Abendessen.

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