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35. Etappe von Stettin nach Schwedt (Oder)

35. Etappe von Stettin nach Schwedt (Oder)

Wildschweine müssen gute Schwimmer sein

Nach einem opulenten Frühstück mit viel frischem Obst, Müsli, Smoothies und allem was man sich sonst noch zum Frühstück vorstellen kann, mache ich mich auf den Weg in Richtung Oder-Neiße-Linie. Die Ostsee oder wie man hier gerne sagt, das Baltische Meer, ist somit Tourgeschichte. Aus dem Küstenradler wird wieder ein richtiger Grenzradler.

Mein Fahrrad stand während der Tage in Stettin im wohl nobelsten Fahrradschuppen überhaupt – das Radisson Blue hat seinen Kofferabstellraum in der Lobby für die sichere Unterbringung meines Bikes geopfert. Prima – so konnte ich das Rad heute Morgen auch in der klimatisierten Lobby packen. Es kündigt sich wieder einmal ein heißer Tag an. Gut, dass ich heute eine mit 60 Kilometern kurze Strecke eingeplant habe.

Und los geht es aus der wirklich großen Stadt Stettin. Den Radweg hätte ich ohne Navigationsgerät niemals gefunden – es gibt auch kein einziges Hinweisschild. Kaum ist man aus dem Stadtzentrum raus,  gibt es auch keine abgegrenzten Radwege mehr. Man fährt auf derart schlechten Straßen, dass man sich auf die kopfsteingepflasterte Hansestraße zurück wünscht. Autos sind noch nicht so viele unterwegs, dafür sind die wenigen aber viel zu schnell und zu groß. Da sind Schumacher, Alonso, Vettel und Verstappen in Personalunion auf der Gasse.

Mit einem gewissen Fatalismus fährt der leidgeprüfte Radler möglichst nahe am Fahrbahnrand und denkt, Fahrradurlaub in Polen ist was für Leute, die den ultimativen Kick suchen. Aber alles hat ein Ende – erstaunlicherweise wird der Fahrradweg knappe 10 Kilometer vor der Grenze zu einem echten Highlight unter den Radwegen. Ob die EU-Kontrolleure nicht weiter im Land prüfen?

So miserabel wie der Radweg begonnen hat, so wunderbar wird er zu Ende gebracht. Nach der Grenze fahre ich auf frisch asphaltierten oder gepflasterten Wegen unmittelbar an der Grenze. Und siehe da, die Angst vor der Schweinepest hat nicht nur unsere dänischen Nachbarn zur Errichtung eines Zaun bewogen. Auch hier ist ein durchgehender Zaun entlang der Oder gespannt. Mit Toren und Schildern, die auf die Ausbreitung der Schweinepest hinweisen. Es gibt sogar Brücken für die anderen Lebewesen, die offensichtlich den Zaun überwinden dürfen. Da muss jemand so ein Tor offen gelassen haben, das erste deutsche Hausschwein wurde laut Meldung von vorgestern mit deren Schweinepest infiziert.

Jetzt habe ich auch den Sinn des Tores verstanden, das mich auf dem Hinweg fast zum Umkehren bewogen hat. Aber ob Wildschweine wirklich durch die Oder schwimmen, ist mir immer noch nicht klar. Immerhin hat man hier Angst davor, da der Zaun mich den ganzen Tag begleitet.

Ansonsten verläuft der Tag ereignislos. In Schwedt komme ich früh an und habe Zeit, mir das Städtchen ein wenig anzusehen. Auffällig sind die schön renovierten Plattenbauen, fast sind sie als solche nicht mehr zu erkennen.

Die Innenstadt ist ziemlich leer gefegt. Man versucht zwar mit dem ein oder anderen Slogan, die Menschen zum Kauf in der Innenstadt zu bewegen. Aber das riesige Verteilzentrum eines großen Versandhändlers, das ich noch auf polnischer Seite gesehen habe, spricht eine andere Sprache.

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