Ein erlebnisreicher Tag
Gestern Abend wollte ich dann endlich mal meine Pizza essen, auf die ich mich gefühlt schon seit zwei Wochen freue. Was soll ich sagen – auch in Cottbus waren alle Italiener, die ich angesteuert habe, entweder ausgebucht oder geschlossen. Also wieder nix mit der italienischen Nationalspeise. Glücklicherweise finde ich aber noch einen Platz beim Griechen auf dem Altmarkt. Das hat auch lecker geschmeckt und obendrein gab es noch ein gutes Gespräch mit dem Griechen, der wohl im Alter von 4 Monaten aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist und Ali genannt wird.
Auf dem Heimweg habe ich dann noch die blaue Stunde genutzt und ein paar schöne Fotos von Cottbus geschossen. Natürlich alles ohne Stativ und mit dem Smartphone – aber die Qualität ist eigentlich ausreichend. Nach dem heutigen Etappenstart war dann auch gleich schon ein Grund anzuhalten. Ganz zufällig komme ich am ehemaligen Cottbuser Zuchthaus vorbei. Heute ist es eine Gedenkstätte für die vielen politischen Gefangenen, die hier von Hitler und seinen Schergen genauso eingesperrt wurden wie von den Helfern des DDR Regimes – quasi in guter Tradition. Wenn man durch die Schleuse fährt – auch mit dem Fahrrad – überkommt einen schon ein beklemmendes Gefühl. Der Anblick der Stacheldrahtrollen und der vergitterten Fenster lässt erahnen, welches Leid den aufrechten Menschen hier zugefügt wurde – schlimm.
Vorbei geht es an der Talsperre Spremberg und einem großen See. Hier stehen viele Datschen im Wald, teilweise in desolatem Zustand. Andere wiederum sind kleine Villen. Eins haben sie aber alle gemein – einen gepflegten Rasen. Rasenpflege ist hier ein Hobby – du fährst mit dem Rad durch absolute Einsamkeit und Stille. Dann hörst du sie – die Motormäher und -sensen, die Freischneider und Heckenscheren – möglichst auch mit Zweitaktmotor. So ganz kann man sich vom Zweitakter und dem tollen Geruch nach 1:50 Gemisch nicht trennen.
Und dann Hammer und Sichel – der Kommunismus lebt auf dem Friedhof weiter. Sicher wurden dort die gefallenen sowjetischen Soldaten beerdigt. Ich habe es aber nicht überprüft – fand die Symbolik nur so aus der Zeit gefallen.
Nach einer wirklich schönen und abwechslungsreichen Strecke (auch mit ein paar Höhenmetern durch die Endmoränen verursacht) komme ich in Bad Muskau an. Natürlich sehe ich gleich das Häuschen von dem Eisfürsten. Nun – stimmt nicht so ganz – als es ihm auf dem Land fad wurde, hat er die Hütte verkauft und sich was Neues in Cottbus bauen lassen. Also war das gar nicht mehr seins.
Kinder hatte er auch keine – also hat er zu groß gebaut. Hinzu kommt, dass er meist nicht zuhause war – er war ein Weltreisender und ein Freund hat sich solange um sein Anwesen gekümmert. Also – von allem zu viel ist keine Erfindung unserer Zeit.