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17. Etappe: Hamburg – Glückstadt

17. Etappe: Hamburg – Glückstadt

Durchs alte Land?

Nach einer unglaublich erholsamen Nacht in einem übermäßig bequemen Bett, freue ich mich auf den neuen Tag. Erst bekomme ich von den netten Menschen aus dem Alsterkrug noch ein königliches Frühstück – sogar mit frisch zubereiteten Spiegeleiern. Ein Traum, da hätte ich gerne noch das ein oder andere probiert. Leider ist die Magenkapazität doch sehr begrenzt, daher habe ich viele Leckereien nur angeschaut. Die Croissants hätten es mir noch angetan. Aber immer an die „Bauer“nweisheit „Voller Bauch radelt nicht gern“ denken und doch lieber verzichten.

Das Wetter hat sich wieder erholt, es ist trocken und mit ca. 18 Grad vergleichsweise kühl – gut zum Radeln. Hamburg ist für mich einfach eine faszinierende Stadt, trotz ihrer Größe hat sie sich einen eher dörflichen und persönlichen Charakter erhalten. Aus dem Hotel habe ich mich gleich auf den Radweg begeben können und bin dann lange durch dichte Wälder – unterbrochen von sehr gepflegten Kleingärtneranlagen – gefahren. Die Namen der Anlagen sprachen für sich wie z.B. „Früh auf“. Noch ein kurzer Fotostopp für die Fußballfreunde. Das HSV Stadion ist zu groß für die zweite Liga, da muss was passieren.

Langstreckenflieger warten auf Passagiere

Dann wieder vorbei an Stacheldrahtzaun, wieder eine militärische Anlage direkt am Stadtrand? Doch dann wird klar, ich fahre direkt am Flughafen vorbei. Und da stehen sie, weitere Verlierer der Pandemie, die Lufthansa Langstreckenflieger – direkt am Zaun, damit sie aus den Füßen sind. Braucht ja gerade niemand.

VW T2 mit Westfalia Hubdach – NEID!

Dann geht es nochmal durch den Speckgürtel, und ich schau mal nicht nach den Villen, sondern nach dem, was so auf der Straße steht. Unglaublich – da sind richtige Museumsstücke zu bewundern. Ein Porsche 356 zum Beispiel oder ein VW T2, quasi mein erstes Wohnmobil. Da werden Erinnerungen wach – schön.

Und die Schulen nutzen das trockene Wetter für Sportunterricht am Elbufer – das ist doch mal eine Idee. Dann noch ein Hindernis, das so nicht eingeplant war: Treppen, die müssen umfahren werden. Das schwere Bike drücke ich da auch mit Schiebehilfe nicht hoch.

Bei der Umfahrung komm ich dann auch noch bei Astra Zeneca vorbei – ich seh keine LKWs mit Impfstoff, wahrscheinlich alles in Italien. Und dann wieder hinter den Deich und Schafe soweit das Auge reicht. Ich hab immer noch keine Lammkeule gegessen – darf ich nicht vergessen!

Das alte Land ist ja bekannt für den Apfelanbau. Aber was ich hier zu Gesicht bekomme, erinnert mich an den Vinschgau – dort gibt es auch Spalieräpfel, soweit man schauen kann. Und upps – durch das alte Land bin ich ja gestern gefahren – liegt genau auf der anderen Elbeseite. Ihr hättet es mir aber geglaubt?

Am Deich bläst der Wind heute sehr stark. Wie kann es anders sein – er kommt natürlich von vorne. Deshalb mach ich dann doch mal zwischendurch ein Päuschen mit Buden für Krabbenbrötchen, Currywurst und was der Norddeutsche so liebt.

Nach den letzten Kilometern erreiche ich Glückstadt. Schauen wir mal, ob die Stadt ihrem Namen Ehre bereitet. Tatsächlich – mein erster Besuch war natürlich wie angekündigt das Nagelstudio. Die nette Thailänderin hat mir gleich erklärt, dass sie sowas nicht machen kann – nur auf Finger- oder Fußnägeln. In meiner Verzweiflung frage ich beim Fahrradhändler nebenan. Hier treffe ich auf einen wirklich netten und kompetenten Mann, der mir gleich erklärt, dass ich Glück hatte mit dem Nagelstudio. Der Acyllack würde nämlich das Display gänzlich zerstören und so könne ich doch zumindest noch fahren. Bei der Suche in seinem PC, ob er ein Ersatzteil besorgen könne, stellt sich heraus, dass das Nyon nicht mehr lieferbar ist. Der nette Herr ruft noch fünf Fahrradgeschäfte auf meiner Strecke an – aber niemand hat Lagerware. Jetzt bleibt zu hoffen, dass der Facebook-Kontakt sein Versprechen wahr macht und mir eines seiner Reserveteile zur Verfügung stellt.

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